Wie kommt es zu Pfusch am Bau?
Diese Frage stelle ich mir schon sehr lange.
Im Laufe meines Berufslebens auf der Baustelle habe ich viel Pfusch am Bau erlebt. Hier will ich meine persönliche Meinung und Erfahrungen mit euch teilen.
Ihr kennt ja alle diese TV-Sendungen über Pfusch am Bau. Es wird alles extrem dramatisiert und die Handwerker werden als Sündenböcke dargestellt.
Der Handwerker ist schuld “das sind alles Kriminelle” und die unschuldigen Bauherren stehen kurz vor dem finanziellen Bankrott.
Kurze Zusammenfassung was ich mir gerade im Fernsehen anschauen musste und ich habe mich fremdgeschämt.
Eine junge Familie mit Kind, er Kraftfahrer, sie Nageldesignerin. Sie haben sich ein Haus zum Schnäppchenpreis bauen lassen wollen oder haben. Es kommt wie es kommen musste.
Der Bauträger ist pleite und das Traumhaus hat sich zu einem Albtraum entwickelt.
Durch die Pfuschruine sind die Baukosten um 20% explodiert und die Krönung ist, dass das gesamte Geld vor der Fertigstellung des Hauses an den Bauträger bereits ausbezahlt worden. Ein Klassiker oder nicht?
Und dann kommen diese ganzen TV-Plattform, die das ganze auf Kosten aller Handwerker ausschlachten. Denn nur so können sie die Einschaltquoten in die Höhe treiben.
Es ist immer wieder die selbe Situation, was mich an der Geschichte stört.
Naiven, gutgläubigen Bauherren, die sich von den Pfuschfirmen bequatschen und um den Finger wickeln lassen. Sie nehmen sich wenig Zeit um die Handwerksfirmen richtig kennen zu lernen und Kundenmeinungen einzuholen. Doch am Ende beschweren sie sich, dass alle Handwerker Kriminelle sind und stellen sich als Opfer dar.
Es gibt immer schwarze Schafe unter den Handwerkern und es gibt auch gutgläubige Bauherren. Beides kombiniert ergibt Baupfusch und die dadurch resultierenden Schanden.
Doch nicht alle Handwerker sind unfähig, nicht alle Handwerker sind Kriminelle. Und das regt mich an diesem Format der Sendungen auf. Ich bin selber ein überzeugter Handwerker und bin stolz auf meinen Beruf.
Doch unter uns liebe Bauherren, diese Handwerker haben ihren Preis.
Für Jeden, der mal überlegt einmal ein Haus zu bauen. Bitte, bitte beherzige diesen Ratschlag.
Gute handwerkliche Leistung gibt es nicht für einen Pappenstiel.
Warum die Bauherren oft selber schuld sind.
Heutzutage möchte jeder spottbillig Bauen und genau das ist der Punkt, wie kann ein Bauunternehmen billiger sein als ein anderes? In dem er seine Handwerker nicht richtig bezahlt, in dem er günstige Baumaterialien verwendet und die benötigten Bauwerkzeuge nicht zur Verfügung stellt.
Ein Haus ist eine langfristige Investition, das für einige Generationen bestehen sollte. Da ist es gierig und unklug mit unbekannten Baufirmen oder sonstigen kriminellen Vereinigungen wegen ein paar Euros Kopf und Kragen zu riskieren. Am Ende ist billig teuer und umgekehrt.
Wie ich es schon am Anfang geschrieben habe, gute Handwerker kosten nun mal Geld, das lässt sich nicht ändern.
Bauen braucht Vertrauen. Wer nur nach dem Preis geht, ohne die ausführenden Leute zu kennen, geschweige denn ihnen zu vertrauen, ist selbst Schuld. Das ist meine Meinung.
Welche Meinung hast du dazu? Sind die Bauherren selbst Schuld daran oder sind die Handwerker doch alle Pfuscher? Teile deine persönliche Meinung hier unten in den Kommentaren.
Das sehe ich zu 100prozent genauso!!!
Der Beitrag ist sehr interessant und gibt das wieder, was meist vergessen wird oder unbeachtet bleibt.
Ich möchte aber auch anmerken, dass die Qualität der Handwerker heute immer öfter nicht durch den Bauherrn kontrollierbar ist, aus dem Grund, dass die Abwicklung vermehrt über Bauträger, Generalunternehmer, etc. erfolgt. Und hier wird dann leider zu oft ein X für ein A verkauft, sodass nur aufgrund des Preises, noch lange keine Qualität garantiert ist. Ich sehe es selbst gerade bei meinem Haus. Hier kann man nur dauernd selbst die Arbeit kontrollieren und die Qualität einfordern, weil die GU’s oder Bauträger nur drauf schauen, dass sie möglichst viel mitschneiden und machen tuns am Ende Billigstfirmen oder ausländische Pfuscher.
Die Leittragenden sind die seriösen anständigen Firmen, die dann vl auch noch für den Pfusch anderer schlecht geredet werden.
Ich denke, dass einerseits die geldgierigen Zwischenfirmen und andererseit natürlich auch die Bauherrn mit knappen Budget Schuld an der Misere sind. Oft wäre es besser, das Geld, das man einer dieser Firmen gibt, besser selbst zu nehmen, und mit Zeit und Geduld in solide Firmen investiert. Es dauert dann vl etwas länger, dafür weiss man was man bekommt und hat Sicherheit.
Hallo Stefan,
vielen Dank für deinen Kommentar. Ist ja genau meine Denkweise.
Beim Bauen sollte man klassisch vorgehen. Man nimmt einen ortsansässigen Architekten und lokale Fachbetriebe. Abschlagszahlungen werden nach Bauvorschriften so vereinbart, dass der Anreiz für die Schlusszahlung für die Baufirmen noch vorhanden ist und evtl. Nachbesserungen oder Fehler berechnet werden können. Reklamationen sollte man immer schriftlich per Einschreiben und mit Fristsetzung ausführen.
Gruß Waldemar
Hat der Entwurfsverfasser auf manchen Gebieten keine hinreichende Sachkunde oder Erfahrung, so hat er den Bauherren zu veranlassen, geeignete Fachplaner zu bestellen.
Dies steht sinngemäß in der Musterbauordnung und allen Landesbauordnungen. Als Sachwalter des Bauherren haftet der Architekt neben dem Fachunternehmer (Handwerker) für Mängel.
Ich finde du siehst das ebenso einseitig.
Sicher ist in diesen Sendungen alles überzogen, aber warum die Bauherren selbst schuld sein sollen erschließt sich mir nicht so recht. Wenn eine Firma pfuscht kann man doch nicht einfach sagen: ätsch, hättest dich halt vorher besser informiert. Sicher hat Qualität ihren Preis und doch gibt es genug Firmen die deutlich günstiger sind und trotzdem vernünftige Arbeit abliefern.
Hallo Flo,
erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast diesen Artikel zu lesen und mir einen Kommentar zu hinterlassen. Ich freue mich sehr darüber.
Bezüglich deiner Nachricht sehe ich es ja genau so wie du. Man kann bei keiner Firma 100% sagen, dass sie fachgerechte Arbeit liefern. Doch ich habe auch auf Grund meines persönlichen Berufsleben immer wieder gemerkt, dass Bauherren sich oft völlig unwissend und voreilig für eine Firma entscheiden. Nur die Wenigsten schauen sich das Firmengelände an. Nur die Wenigsten wollen schon im vorraus die Handwerker persönlich kennenlernen. Denn da kann man oft viele Anzeichen entdecken, ob die Firma gut ist oder nicht.
Gruß Waldemar
Du hast es ganz gut erkannt, dass TV-Sendungen nun einmal höhere Quoten erreichen, wenn die Kosten des Pfusches besonders hoch ist. Auf der anderen Seite sind solche Reportagen ja nicht ganz unnütz, denn sie warnen davor, allzu leichtsinnig Verträge abzuschließen und das ist ja auch der Kritikpunkt im Artikel. Dass sich Kunden eben nicht genug informieren und nur auf das Geld schauen. Da reicht es nicht, sich im Internet zu informieren, sondern bei solch hohen Summen sollte man schon persönlich mit den Handwerkern über den Betrieb reden können oder sich vielleicht sogar mit Hausbesitzern unterhalten, deren Haus vom gleichen Betrieb stammt. In dieser Hinsicht hast du völlig recht, dass Bauherren in vielen Fällen auch eine Teilschuld tragen, denn sie haben sich vorher schlichtweg nicht richtig informiert, um sich vor schwarzen Schafen zu schützen.
Hallo Lukas,
vielen Dank, für dein Kommentar.
Du hast es auf den Punkt gebracht
Gruß Waldemar
Ja! ja! ja!
Wenn Du als Bauherr mehr Zeit damit verbringst ein neues Auto auszusuchen als eine gescheite Baufirma dann ist halt alles zu spät. Die Sendungen bedienen die gängigen Klischees und dramatisieren. „Was kümmerts die Eiche, wenn eine Sau sich an Ihr schubbert.“
Schwierig ist die Handwerkerauswahl für Bauherren trotzdem. Oft ist das Qualitätsverständnis des Chefs nicht das der Angestellten. Mal ganz zu schweigen davon, dass man nicht selten 20 Firmen kontaktiert, um 2 Angebote zu bekommen.
Aber was rätst Du Bauherren?
Wie würdest Du einen guten Handwerker auswählen?
Viele Grüße
Mario
Bekannte wussten über diese Fehler die Laien gerne passieren Bescheid. Da sie Laien sind haben sie ich für die Beweissicherung einen Bausachverständigen engagiert. So sind sie mit einem Profi an der Seite gut ausgestattet, um den hoffentlich nicht eintreffenden Ernstfall besser begegnen zu können.